Mit der Einführung von Roboterassistenzsystemen in die klinischen Arbeitsabläufe steigt die technische, soziale und organisatorische Komplexität der Prozeduren erheblich. Das Projekt ForNeRo strebt die Integration der Systeme an, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Kapazitäten des OP-Personals, um diese maßgeblich zu verbessern.
Das Bereitstellen robotischer Assistenzsysteme (RAS) führt zu signifikanten Verzögerungen in den klinischen Arbeitsabläufen, die gerade bei kurzen Prozeduren die Anwendung limitieren. Die RAS-Platzierung am Menschen hat einen signifikanten Einfluss auf die spätere Performanz. Sie muss sowohl die Patientenanatomie als auch den Arbeitsraum des Systems berücksichtigen. Um die Vorteile eines RAS wirkungsvoll nutzen zu können, ist ein abgestimmtes Zusammenspiel von Mensch und Technik unabdingbar. Individuelle Operationsplanung unter Berücksichtigung von patientenindividuellen Parametern sowie Bildgebung, Dokumentation und Integration in die OP-Umgebung müssen eng verzahnt werden. Traditionelle Arbeitsabläufe und Prozesse sind bislang nicht oder nur auf Kosten des OP-Personals und der Prozesseffizienz an die Nutzung von RAS angepasst. Eine umfassende Überarbeitung und Anpassung an die neue Technologie ist notwendig. Wie Studien zeigen, birgt die fehlende Integration einerseits ein erhöhtes Risiko chirurgischer Fehler und damit vermeidbare Risiken für Patienten; andererseits verursacht dies längere Operations- und Prozesszeiten mit der Folge höherer Behandlungskosten im Vergleich zu konventionellen OP-Methoden.


rechts: Roboterassistierte Augenchirurgie an einem Augenmodell (Quelle: Andreas Heddergott /TUM)
Trotz zahlreicher potenzieller Vorteile sind robotische Anwendungen in der medizinischen Intervention und Bildgebung aktuell auf wenige und komplexe Fälle beschränkt, in manchen Bereichen werden sie gar nicht eingesetzt. Um RAS in den Kliniken nutzerzentriert, ökonomisch und klinisch relevant zu etablieren und damit die Patientenversorgung weiter zu verbessern, müssen diese vor allem besser integriert werden.
Der Forschungsverbund hat erhebliche Verbesserungen in allen genannten Aspekten zum Ziel. Hierzu dienen die im Verbund vorhandenen, herausragenden Expertisen hinsichtlich der Umsetzung ergonomischer Prinzipien der klinisch zentrierten Realisierung von nutzerzentrierten Simulationen, Augmented- Reality-Anwendungen und Nutzerschnittstellen. Die aufgeführten Ansätze stellen Schlüsseltechnologien für die zukünftige robotische Chirurgie und die digitale Medizin dar. Nur durch die enge Verzahnung dieser Kompetenzen mit den Anwendern aus der Klinik (Ärzteteam, Pflege, Technische Assistenz) und durch die Einbindung kompetenter industrieller Partner aus Bayern kann dieses Ziel erreicht werden. ForNeRo bringt junge aufstrebende Startups mit führenden Unternehmen im Bereich der Gesundheitstechnologien zusammen und ermöglicht eine Plattform zur Translation der Forschungsarbeiten bayerischer Universitäten in einen stark wachsenden, hochtechnologischen Markt.